Umzug

14. 5. 2024

Am Morgen schreibt uns Nathalie von der Chantier Naval des Îles sous le vent, dass unser Hafenplatz ab 09:30 Uhr frei ist. Starker Wind bläst. Adi hat zum Glück alles unter Kontrolle. Wir binden unser Boot fest. Um 13 Uhr kommt wie vereinbart der Elektriker an Bord, um unseren Autopiloten zu flicken. Ich staune über die Pünktlichkeit und bin sehr dankbar darum.

Gleich drei Boote, welche wir seit den Marquesas kennen, sind seit Tagen und zum Teil Wochen hier in der Werft am Arbeiten und zum Teil Probleme am Beheben. Das Wiedersehen freut uns alle sehr. Sophia und Ronja helfen jeweils am Morgen auf dem Boot und verabreden sich nach dem Abwasch vom Geschirr vom Mittagessen mit ihren Freunden auf dem Sportplatz neben der Werft. Dort treffen wir sie jeweils am Abend zum Sonnenuntergang wieder wenn sich alle Erwachsenen nach getaner Arbeit gemütlich zum Sundowner treffen. Es tut gut, sich gegenseitig auszutauschen und einander auszuhelfen. Bei einigen liegen die Nerven etwas blank. Tagsüber ist es drückend heiss, es hat viele Moskitos uns an Land ist es wegen den vielen Bootsarbeiten sehr staubig und wegen den Regenfällen ist der Boden sehr schlammig. Bei uns im Hafen der Marina ist es angenehm.

Eigentlich könnten wir am Abend wieder aus dem Hafenplatz in der Werft, doch es bläst ein heftiger Wind und zudem können wir das fliessende Wasser grad gut zum Putzen des Decks und zum Füllen der Wassertanks gebrauchen. Wir entscheiden uns, zwei weitere Tage in der Werft zu bleiben und putzen das Deck, entsorgen viel, waschen alle Kissenbezüge gründlich und beginnen mit putzen. Ich gehe ein weiteres Mal in der Marina Apooiti vorbei, um mit dem Manager Jean Michel zu reden. Zudem kommt Fred Hermelin zu uns aufs Boot, um es sich anzuschauen. Er wird sich für unsere Käufer um das Boot kümmern bis sie im September wieder zurückkommen. Ohne ‚gardiennage‘, Bewachung dürften wir das Boot nicht in der Marina stehen lassen.

Am Freitag 17. 5. 2024 fahren wir zur nahegelegenen Marina Apooiti. Immer noch bläst ein heftiger Wind. Ich bin sehr dankbar, dass wir nicht ankern sondern in die Marina fahren dürfen. Wir erhalten eine Aussenboje und machen uns am Heck mit Landleinen fest. Mich machen solche Manöver immer noch etwas nervös und  ich kann dann daraus folgend nicht mehr logisch denken. Zum Glück hat Adi alles unter Kontrolle. Es fühlt sich gut an, am Ziel angekommen zu sein. Die Wettervorhersage auf Predict Wind sieht gar nicht vielversprechend aus. Viele unserer befreundeten Kidsboats warten auf der westlichsten Insel von Französisch Polynesien, Maupiha auf ein gutes Wetterfenster, um gegen Westen Richtung Niue zu segeln. Einige davon haben auch Respekt davor die 6-8 tägige Passsage unter den momentanen Verhältnissen in Angriff zu nehmen.

Wir beginnen mit dem Grossputz. Langsam wird es ungemütlich auf dem Schiff. Überall steht etwas im Weg. Sophia und Ronja beeindrucken mich sehr, wie sie sich an die neue Situation anpassen können und das beste aus dem Chaos machen.

Es ist wie auf dem Meer. Die Stimmung kommt und geht in Wellen. Meistens steuern wir uns mit Wind in den Segeln durch die vor uns liegende Arbeit. Gelegentlich raubt uns der Berg an bevorstehender Putzarbeit oder der Anblick des Chaos auf dem Schiff den Atem. Sophia und Ronja ist bewusst, dass sie Adi und mir helfen müssen. Dass dieser Teil zu unserem Abenteuer gehört. Immer wieder gönnen wir ihnen Pausen, um an Land zu spielen. Seit gestern sind auf dem Nachbarschiff zwei Kinder aus den Tuamotus bei Ihrem Vater in den Ferien zu Besuch. Wir hören Musik und erledigen eins nach dem anderen. Zum Glück haben wir genügend Zeit eingeplant und sind somit nicht unter Zeitdruck. In mir kommen Erinnerungen an letzten Sommer hoch als wir unser Haus geräumt und geputzt haben. Dieses Mal fehlen mir meine Schwester und meine Freundinnen die mich so tatkräftig beim Entsorgen und Putzen unterstützt haben. Auch wenn es anstrengend ist, erlebe ich das Putzen und Wegwerfen jedes Mal auch als wohltuend und erleichternd.

Inzwischen haben wir die Menschen auf unseren Nachbarbooten ein wenig kennengelernt. Gleich mehrere leben hier im Hafen und arbeiten als Skipper auf den Charterbooten welche hier in der Marina zahlreich zur Verfügung stehen. Oder sie fahren mit Vespa oder Auto zu ihren anderen Jobs. Neben uns ist eine französische Familie welche bereits seit vielen Jahren auf dem Schiff lebt. Sie ist Mode Designerin, was insbesondere Ronja sehr fasziniert. www.lesours-france.com

Wir haben ein sehr gutes Gefühl, unser Schiff hier stehen zu lassen und unseren Käufern hier zu übergeben. Die Marina wird in der Nacht überwacht, die Nasszellen sind angenehm sauber und es gibt ein schönes Restaurant mit leckerem Essen.

19.05.2024

Wir treffen Sarah und Thomas von www.peruagus-sailing.com aus der Schweiz und führen anregende Gespräche. Am Dienstag lassen auch sie die Leinen los und entdecken neue Gewässer.

Sophia und Ronja gehen mit gemischten Gefühlen ins Bett. „Das ist unsere letzte Nacht auf Beyond!“, sagt Sophia etwas bedrückt. „Ich werde unser schwimmendes Zuhause sehr vermissen“, meint Ronja, „auch wenn es sehr klein war, ich habe es sehr geliebt.“ „Gleichzeitig freue ich mich auf das Neue das kommt!“, sagen beide.

Mich begleitet seit meiner Jugendzeit das Gedicht „STUFEN“ von Hermann Hesse, von welchem mir immer wieder in meinem Leben insbesondere diese zwei Sätze durch den Kopf gehen. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“

Und der letzte: „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde.“

20.5.2024 Am Nachmittag mieten wir ein Auto und zügeln unser Hab und Gut vom Schiff in unser Bungalow. Da wir nur mit Landleinen an Land angemacht sind, müssen wir alle schweren Taschen zuerst aufs Dinghy laden und von dort an Land hieven. Krafttraining gibts gratis dazu zu unserem Abenteuer. Wir werden nun eine Woche in Raiatea in der Nähe der Marina in einem AirBnB Bungalow in einem Palmenhain am Meer wohnen.

Wir alle geniessen eine lange, heisse Dusche und die anderen Annehmlichkeiten wie Waschmaschine, viel Platz, Stehhöhe für Adi, eine Toilette mit normaler Spüle ohne Handpumpe. Zum Nachtisch gibt es eine Kokosnusstorte welche wir auch an unserem ersten Tag auf Beyond genossen haben.

Sophia und Ronja fallen müde und glücklich in ihre Betten. Sie werden morgen ausschlafen. Ich hole sie später mit dem Auto ab. Adi und ich müssen wegen des Mechanikers und wegen der anstehenden Arbeiten bereits um 07:00 Uhr in der Marina sein.

Morgen wird geputzt und der Mechaniker kommt den Ölwechsel machen. Am Mittwoch kommen unsere Käufer mit der Fähre aus Papeete an. Sie haben den Vertrag bereits im Februar unterzeichnet und eine Anzahlung bezahlt. Am 27. Mai 2024 werden wir mit unseren vielen Gepäckstücken per Fähre 3,5 Stunden nach Papeete zurückfahren und auch dort in einem AirBnB wohnen. Wir werden einen Teil unseres Gepäcks mit einem Frachtschiff auf die lange Reise nach Hause schicken. Am 31. Mai 2024 verlassen wir am letzten gültigen Tag unseres Visums Französisch Polynesien und fliegen in ein Land, von dem wir schon lange träumen es zu besuchen, das aber immer viel zu weit weg war.

Wir müssen uns warm anziehen. Dort ist es momentan regnerisch, kalt, Herbst und der Winter steht vor der Türe. Doch wir freuen uns alle riesig auf das neue Kapitel auf unserer Reise.

Neuseeland wir freuen uns! Wir haben vor, dort nur ein paar Wochen zu  bleiben und dann in Südostasien wieder in wärmeren Gefielden zu lernen und zu leben. „Pläne werden bei Ebbe am Strand in Sand geschrieben.“ Wir freuen uns auf die vielen Überraschungen, die das Leben und diese Reise für uns bereithält. Wir sind sehr dankbar, dürfen wir diese Reise gemeinsam mit unseren Kindern geniessen.

21. 5. 2024

Ein wunderschöner Tag bricht heran. Der morgendliche Kaffee geniesse ich heute statt auf Deck auf der Veranda umgeben von Grüntönen statt Blautönen. Ein Vogelkonzert umhüllt mich.  Wir verbringen den Tag als Familie mit Putzen auf unserem Schiff. Sophia und Ronja helfen ihren jeweiligen Möglichkeiten entsprechend sehr gut mit. Sophia spielt als Belohnung erneut mit den französischen Nachbarskindern hinter deren Boot auf einer schwimmenden Matte. Ronja entscheidet sich stattdessen dazu, uns jeden Küchenschrank perfekt zu putzen.

Es ist bereits dunkel als wir von Bord gehen. Um unser Bungalow herum kriechen grosse Krabben. Hähne und Hühner spazieren umher. Es ist so friedlich hier.

Martina Greiner

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Pläne werden bei Ebbe am Strand in den Sand geschrieben

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Schöne Tage in Taha’a