Nana Tuamotus

Als wir in Rotoava ankommen, stürmt es heftig und für eine Stunde schüttet es wie aus Eimern. In Regenkleider eingepackt bediene ich die Ankerwinsch. Zum guten Glück hält der Anker auf Anhieb und unser Radius scheint nahezu frei von Korallenstöcken zu sein. Es hat sehr viele Boote im Ankerfeld. Für heute wurde das Transportschiff erwartet. Es hat jedoch Verspätung und wird erst morgen eintreffen. Adi und ich fahren im Regen mit dem Dinghy zum Strand, um unsere Vorräte aufzufüllen. Die Läden sind ziemlich leer gekauft. Diesel wird auch mit dem Transportschiff keines geliefert werden und das Restaurant ist wegen Mangel an Lebensmitteln immer noch geschlossen. Wir haben am Vortag von unseren französischen Kollegen von SV Atlantide zum Glück einen Kanister à 20 l abkaufen können.

Wir sind fast ein wenig froh, dass wir morgen bereits um 5 Uhr bei der Dämmerung nach Rangiroa lossegeln werden. Die Vorstellung mit allen anderen Seglern die Läden nach der Lieferung leer zu kaufen, erfüllt mich mit widersprüchlichen Gefühlen. Die Ware sollte ja in erster Linie den Menschen vor Ort zur Verfügung stehen.

Wir überprüfen nochmals das Wetter und realisieren, dass wir, wenn wir an unserer Idee festhalten, nach Rangiroa zu segeln, dort ausharren werden müssen bis sich erneut ein Wetterfenster öffnen würde, denn der Wind fällt bald komplett zusammen. Also entscheiden wir uns dazu, direkten Kurs auf Bora Bora zu nehmen. Ich verlasse das Tuamotus Archipel nur sehr ungern. Sehr gerne wäre ich noch länger auf diesen abgelegenen Atollen verweilt.

Wir sehen auf Predict Wind, dass sich am Freitag Gewitterzellen bilden werden. Wir müssen schnell sein. Unser Boot ist aber am zweiten Tag der Passage mit so wenig Wind zu wenig schnell. Wir müssen motoren und werden Bora Bora unter diesen Bedingungen nicht rechtzeitig vor den Gewitterzellen erreichen. Also ändern wir erneut unsere Pläne und steuern direkt Richtung Papeete. Mir ist noch überhaupt nicht nach Stadt zu Mute. Ich vermute ich bin auf den einsamen Inseln etwas menschenscheu geworden.

Unterwegs fischt Adi einen 130 cm grossen Mahi Mahi. Mhhh das wird lecker. Wir haben viel Zeit, um über die Weltkarte gebeugt über unsere Wünsche für die Weiterreise nachzudenken und uns darüber auszutauschen. Abends betrachten wir lange den Sternenhimmel und suchen nach Sternbilder welche wir bereits kennen.

Wie wir uns der Insel nähern erfreue ich mich sehr über den Duft, der die Insel meilenweit vor Ankunft versprüht. Es riecht nach Vegetation, nach Blumen und naaaaaaaach FRÜCHTEN. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.

In der Marina Papeete kann man keinen Hafenplatz reservieren. Es gleicht einem Glücksspiel, ob man einen Platz hat oder nicht. Ich rufe den Hafenmeister per Telefon an und er meint, momentan hätte es zwei freie Plätze. „Naviguez rapidement!“, rät er uns, „sinon, quelqu‘un va vous prendre la place!“

Wir haben Glück. Per Funk melde ich uns zur Hafeneinfahrt an. Hinter uns nähert sich in hohem Tempo ein Frachtschiff, das den Hafen ansteuert, um abgeladen zu werden.

Wir erreichen die Marina und steuern auf den vom Hafenmeister zugewiesenen Platz. Er ist perfekt. Alle vier von uns erhalten einen Badge für das Tor zur Marina und für die schöne Lounge und die Duschen. Ich wusste gar nicht, wie wohl das tun kann, den Tag wieder einmal ganz unabhängig voneinander verbringen zu können. Nach dem Homeschooling am Morgen und dem anschliessenden Mittagessen treffen sich Sophia und Ronja jeden Tag mit den Kindern der anderen Kidsboats, welche sie bereits seit mehreren Monaten kennen. Sie gehen gemeinsam in die Stadt ins Restaurant Smoothie trinken und Eis essen, gehen im Park spazieren und Fussball spielen und tanzen in der Nachmittagshitze in der klimatisierten Lounge zusammen.

Wir Eltern erledigen viel anstehende Bootsarbeiten, lassen die Wäsche wieder einmal in einer Waschmaschine waschen, lassen unsere Gasflasche zum Kochen auffüllen, füllen Diesel und Benzinkanister und die Wassertänke auf. Dazwischen geniessen wir die Vorzüge die eine Stadt bietet. Besonders gerne schlendere ich über den bunten Markt. Ich kann mich kaum satt sehen an diesem vielfältigen bunten Angebot.

Ronja, Sophia und ich holen ein Paket ab, welches meine Eltern am 12. Februar in der Schweiz abgeschickt haben und welches seit Ende Februar im Office des Yachtbrokers auf unsere Ankunft wartet. Es fühlt sich an wie Weihnachten und Geburtstag gleichzeitig. Wir freuen uns riesig über die vielen Geschenke. Ronja hat sich drei deutsche Bücher gewünscht. Die nächsten Tage ist sie entweder im Homeschooling, beim Spielen mit Freunden oder in ihre Bücher vertieft. Danke liebe Eltern für die vielen lieben Überraschunegn und Leckereien aus der Schweiz.

Wir treffen spannende Menschen und unterhalten uns mit ihnen über das Leben und das Reisen.

Martina Greiner

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