Vor Anker in der Bucht Tahauku

Die Einwohner der Insel Hiva Oa und viele Segler warten sehnlichst auf die Ankunft des Transportschiffes Taporo. Seit ein paar Tagen gibt es kein Benzin mehr auf der Insel und mehrere Produkte in den Läden sind nicht mehr erhältlich. Wir haben in Papeete vier neue Lithium Batterien bestellt, welche wir heute abholen gehen können. An der Hafenmole in der Bucht Tahauku in welcher wir vor Anker liegen, herrscht reges Treiben. Die Schiffsladung wird gelöscht. Das bedeutet in der maritimen Sprache das Entladen der Ware. Wir stehen bei einem Tisch an und zeigen auf unserem Handy den `lettre de transport` und erhalten unser  Originalpapier. Dieses können wir in dem kleinen Häuschen zeigen und erfahren, in welchem Container unsere Ladung steckt. Gemeinsam mit vielen anderen warten wir bis unsere Bestellung ausgeladen ist.

In den drei Läden in Atuona werden gegen Nachmittag die Regale wieder aufgefüllt sein. Wir freuen uns ganz besonders auf Naturjogurt, welches es hier nur sehr selten zu kaufen gibt. Die Lebensmittel sind sehr teuer hier auf den Marquesas, was aufgrund der umständlichen Transportwege via Transportschiff oder Flugzeug wenig verwundert. Wir leben hier jedoch im Paradies. Es gibt nebst unendlich vielen exotischen Früchten viel Fisch, Wildschweine, Ziegen, Hühner und eine kleine Auswahl an lokalem Gemüse. Meistens  gibt es Kohl, Zwiebeln, Knoblauch, Gurken und Auberginen, gelegentlich Tomaten und Kartoffeln selten Salat und Karotten. Sophia und Ronja haben sich sehr schnell daran gewöhnt, dass nicht immer alles erhältlich ist oder dass es zwar im Regal steht aber eindeutig viel zu teuer ist. Alles was zum heutigen Leben nötig ist, muss eingeführt werden: Möbel, Bagger, Auto, Getränke, Waschmaschinen, Kleider… Es ist sehr faszinierend für uns alle, dem Löschen des Schiffes zuzuschauen. Am Abend legt die Taporo, mit einer Ladung an Kopra, getrocknetem Fruchtfleisch der Kokosnuss sowie Leergut und Pflanzen ab.

Die Lithium Batterien haben wir uns mit dem Schiff schicken lassen, weil sie nicht an Bord eines Flugzeuges dürfen. Das Schiff benötigte acht Tage von Papeete bis nach Hiva Oa. Viel schneller geht der Transport mit Fret Air Tahiti. Adi bestellt ein Ersatzteil in Papeete. Das Geschäft bringt es zu Fret Air Tahiti im Zentrum von Tahiti oder an den Flughafen. Beim nächstmöglichen Flug mit der Air Tahiti wird das Paket aufgeladen. 2 x wird das falsche Ersatzteil geliefert. Wir sind dazu zweimal vergebens zum Flughafen gefahren. Beim dritten Versuch holen wir das Paket im Dorf bei Matifu ab und es ist auch wahrhaftig endlich das Richtige. Inzwischen ist Adi so versiert im Bestellen, dass die gewünschten Ersatzteile innerhalb eines Tages auf Hiva Oa eintreffen.

Zusammen mit Mechanikern aus der Werft repariert und ersetzt Adi vieles am Schiff. Ronja, Sophia und ich helfen ihm so gut wir können. Adi ist bei den Reparaturarbeiten resp. beim Wechseln der alten Batterien zu Lithiumbatterien oft genervt, da auf unserem Schiff alles sehr eng ist. Gearbeitet wird im Motorraum unter widrigen Bedingungen. Es ist sehr heiss, der Schweiss läuft einem runter und man muss sich verrenken, um arbeiten zu können. Zum Glück ist Viri ein sehr gut gelaunter, positiver Mensch. Immer wenn er an Bord kommt, um mit Adi zu arbeiten kehrt eine positive Stimmung ein. Adi arbeitet von unterwegs. Unser kleines Schiff und die vielen Reparaturarbeiten machen ihm das Leben aber schwer. Dazu kommt, dass er seine Meetings und Telefongespräche wegen der Zeitverschiebung entweder bei uns spätabends oder bereits morgens um fünf Uhr haltet. Deshalb haben wir unser Schiff zum Verkauf ausgeschrieben.

Mit Karin, Brian und Sierra (@Sv Delos), Erica, Warren und Tom (@wesail) und Fabio und Christine von (@harbours unknown) geniessen wir erneut einen wundervollen Tag am Pool mit feinem Buffet in der Hanakee Lodge. Sierra, die vierjährige Tochter von Brian und Karin kommt sehr gerne zu Sophia und Ronja auf unser Schiff spielen. Oder Sophia und Ronja dürfen auf SV Delos mit Sierra spielen.

Ronja und ich geniessen zusammen mit Josef einen wundervollen Nachmittag auf den Rücken der Pferde. Ronja hat sich diesen Ausritt auf Weihnachten gewünscht. Josef führt uns tief hinein in den Dschungel. Die letzten Meter müssen wir zu Fuss zurücklegen, da uns ein umgestürzter Baum den Weg verbaut. Josef führt uns zu einer heiligen Stätte mitten im Regenwald mit einem Stein mit schönen Petroglyphen.

Zwei Mechaniker, welche viel Zeit bei uns auf dem Schiff verbracht haben, laden Adi dazu ein, mit ihm Sperrfischen zu gehen. Sie kommen um 18 Uhr zu uns aufs Boot. Wir trinken gemütlich einen Kaffee und dann gehen die drei Männer jagen. Sie kehren zwei Stunden später mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht und mit einer Kühltruhe voller Fisch zurück. Für Adi war es sehr schwierig, sich in der Dunkelheit im Wasser zu orientieren, während Viri ein Fisch nach dem anderen jagte. „So wie du dich in der Dunkelheit im Wasser fühlst, so würde ich mich auf der Skipiste bei euch in Zermatt fühlen“, meinte Viri.

Die alten Batterien, welche wir gegen die neuen Lithium Batterien eingetauscht haben, schenken wir Viri. Dafür beschenkt er uns mit einem Wildschweinfuss, vielen Früchten und Gemüse aus seinem Garten. Es kommt auch immer wieder einmal vor, dass uns die Locals mit Früchten aus ihrem Garten beschenken. Aus Uru, der Brotfrucht backen wir Uru Frites oder Gratin.

Am Donnerstagabend laden wir Viri mit seiner Frau Cheyenne und seinem Sohn Ariki zu uns auf die Beyond zum Abendessen ein. Sie bringen fermentierten Fisch, Ziegenfleisch an Kokosnussmilch und Reis mit. Wir haben eine Rösti, gegrillten Tuna mit Sesamöl ummantelt, Salat und Schokoladenkuchen vorbereitet. Es wird ein wundervoller Abend. Der fünfjährige Ariki ist sehr fasziniert von unserem Leben auf dem Schiff und möchte wieder kommen. So vereinbaren wir ein weiteres Treffen am Wochenende.

Am Montag fahren wir mit Vincent, dem Chef der Werft von Hiva Oa, zum Flughafen von Hiva Oa. Im Hangar steht seine Cessna 172 , welche er für den Aéroclub des Marquise Jacques Brel gekauft hat und vor zwei Wochen von Tahiti via den Tuamotus nach Hiva Oa geflogen hat. Ronja und Adi fliegen als erste eine 30 minütige Runde um die halbe Insel. Anschliessend sind Sophia und ich an der Reihe. Ich bin begeistert und berührt. Was für ein Glück dürfen wir diese wunderschöne Insel nun auch noch aus der Luftperspektive betrachten.

Es sind sehr viele andere Segler in der Bucht und es werden immer mehr, als der Wind auf Nordwind dreht. Denn so bietet die Bucht Tahauku den besten Schutz vor dem Wellengang aus dem Pazifik.

Wenn wir das Wetter auf der Wetteramt Predict Wind anschauen, sind wir froh, dass wir hier auf den vor Cyclones geschützten Marquesas Inseln sind. Gleich mehrere sogenannte Depressionen nähern sich den Gesellschaftsinseln und den Tuamotus Inseln. Schulen werden geschlossen, die Bevölkerung und die Segler werden aufgerufen, alles sturmsicher zu machen. Es regnet tagelang und zum Teil sehr kräftige Windböen fegen über Tahiti, Moreea und die Tuamotus Inseln hinweg. Flüsse in Tahiti treten über die Ufer und reissen Fahrzeuge mit, Häuser werden geflutet und Hänge geraten ins Rutschen.

Viele Segler warten sehnlichst darauf, so bald als möglich auf die Tuamotus Inseln los zu segeln. Auch wir machen unser Schiff bereit. Wir tanken alle Kanister mit Diesel für den Motor und alle Kanister mit Benzin für den Dingy Aussenmotor voll, füllen unsere Pantry und unsere Netze mit Lebensmitteln.

Am Valentinstag segeln wir endlich zurück in die wunderschöne Bucht Hanamoenoa auf Tahuata. Sie hat einen paradiesisch schönen, weissen Sandstrand und endlich wieder klares Wasser, so dass wir unseren Wassermacher laufen lassen können.

Die anderen Kidsboats und auch Delos und VA sind in dieser Bucht.

Marquesanisch für Anfänger

  • Mave mai – Willkommen

  • Kaoha – Guten Tag

  • Vaieinui – Danke

  • Kaikai Meitai – Guten Appetit

  • A Pae – Auf Wiedersehen

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Ein perfekter Tag im Paradies